Die Verantwortung für Nachhaltigkeit hat auch mit Asthma und COPD zu tun.
Aktuelles | 20.04.2022Fast 340 Millionen Menschen sind weltweit von Asthma betroffen, und mehr als 380 Millionen leiden an der chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (COPD). Erwartet wird eine stetige Zunahme der Betroffenenzahlen. Bei beiden Erkrankungen ist das Inhalieren von Wirkstoffen, die dosisgenau in einem kleinen Inhalator enthalten sind, die häufigste und wirksamste Behandlungsform. Diese Inhalationsgeräte müssen produziert werden – je mehr Erkrankte, desto mehr dieser Geräte. Doch neben der zuverlässigen Versorgung von Patient:innen spielen im Bereich der Gesundheitsversorgung immer mehr auch ökologische Gesichtspunkte eine wichtige Rolle. Die Auswirkungen auf die Umwelt müssen so gering wie möglich gehalten werden. Das gilt für die nationalen Gesundheitsorganisationen ebenso wie für die Hersteller von Arzneimitteln und Medizinprodukten. Eine negative Ökobilanz der Gesundheitsversorgung kann durch das Senken und Kompensieren von Treibhausgasemissionen oder bestenfalls durch die Schaffung klimaneutraler Behandlungsmöglichkeiten vermindert werden.
Klimawandel, Verlust der biologischen Vielfalt und Überkonsum sind verschiedene Seiten derselben Nachhaltigkeitskrise, die das Gleichgewicht der Ökosysteme unseres Planeten bedrohen. Dieses Ungleichgewicht ist in erster Linie auf die Kohlendioxid-Emissionen und andere Treibhausgase zurückzuführen. Sie erzeugt einen Treibhauseffekt, der zu einer schnellen Erwärmung der Erdatmosphäre führt und Ökosysteme verändert. Die Auswirkungen sind heute schon spürbar, aber in ihrem Ausmaß noch längst nicht absehbar. In vielen Studien wird die Gesundheit des Planeten mit der Gesundheit von uns Menschen in Beziehung gebracht. Es zeigt sich, dass Klimawandel und Verlust der biologischen Vielfalt enorme Gesundheitsbedrohungen sind und beispielsweise zur Entstehung neuartiger Infektionen führen können. Gesundheitliche Auswirkungen betreffen benachteiligte Bevölkerungsgruppen häufig unverhältnismäßig stark.
Um den Klimawandel einzudämmen, ist das Reduzieren der vom Menschen verursachten globalen Treibhausgasemissionen von wesentlicher Bedeutung. Tatsächlich haben die Vereinten Nationen das Streben nach CO2-Neutralität als „die dringendste Aufgabe der Welt“ bezeichnet. Dieser Aufgabe muss sich auch die pharmazeutische Industrie bei ihrer täglichen Arbeit für die Förderung der menschlichen Gesundheit stellen. Aus diesem Grund haben viele Pharmaunternehmen Pläne angekündigt, in den kommenden Jahrzehnten eine CO2-Nettoemission von Null – also CO2-Neutralität – zu erreichen.
Was genau bedeutet CO2-Neutralität?
CO2-Neutralität bedeutet, dass durch Herstellungsprozesse oder sonstige Tätigkeiten kein CO2 emittiert wird. Der CO2-Fußabdruck lässt sich auf null reduzieren, indem eine Kombination aus internen Effizienzmaßnahmen, die Umstellung auf erneuerbare Energien und die Förderung externer Emissionsminderungen in der Wertschöpfungskette angewendet werden, oder aber die CO2-Emissionen vollständig kompensiert werden.
Damit beispielsweise ein einzelnes pharmazeutisches Produkt klimaneutral wird – das Klima also durch Prozesse und Tätigkeiten nicht beeinflusst wird –, muss das Unternehmen zuerst die direkten und indirekten Treibhausgas-Emissionen senken, die bei allen Aktivitäten innerhalb des Produktlebenszyklus entstehen. Zweitens müssen die verbleibenden Emissionen, die trotzdem noch in die Atmosphäre gelangen, durch Projekte ausgeglichen werden, bei denen die gleiche Menge an Treibhausgasen wiederum entfernt wird.
Aber es geht nicht nur um Herstellungsprozesse, sondern auch um unternehmensinterne Faktoren: Um CO2-Neutralität zu erreichen, muss ein Unternehmen zunächst seine eigenen Klimaemissionen berechnen, diese dann nach Möglichkeit reduzieren und den Rest kompensieren. Es gibt auch noch weitere Ebenen der CO2-Neutralität zu beachten. Über den eigenen Betrieb eines Unternehmens hinaus werden erhebliche Emissionen beispielsweise auch durch die Lieferketten verursacht. Daher beginnt der Weg eines Unternehmens in Richtung CO2-Neutralität normalerweise in seinem eigenen Betrieb und den einzelnen Produkten und wird dann auf die gesamte Lieferkette ausgeweitet.
Senkung der Klimaauswirkungen im Rahmen der Gesundheitsversorgung bei Asthma und COPD
Inhalationssysteme sind die wichtigste Komponente bei der Behandlung von Asthma und COPD. Die Arzneimittel sind so konzipiert, dass der Wirkstoff direkt in die Atemwege gelangt, wo er unmittelbar wirkt und möglichst wenige Nebenwirkungen verursacht. Da Asthma und COPD Millionen von Menschen auf der ganzen Welt betreffen, und die Prävalenz von Atemwegserkrankungen voraussichtlich weltweit noch zunehmen wird, kann das Klima erheblich geschont werden, wenn es gelingt, die Emissionen von Inhalatoren zu verringern. Tatsächlich wurden von der pharmazeutischen Industrie bereits in den 1980er Jahren konsequente Anstrengungen unternommen, um die Klimaeffekte der Inhalationstherapie zu verringern. Ein Meilenstein war das Montrealer Protokoll von 1987, in dem Treibmittel mit ozonschichtschädigenden Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKW) in Inhalationssystemen verboten wurden.
In dem am häufigsten verwendeten Inhalatortyp, dem Dosieraerosol (pMDI), kommen jedoch mit Hydrofluoralkanen (HFKW) immer noch starke Treibhausgase zum Einsatz, um den Wirkstoff aus dem Inhalator auszustoßen. Nur fünf Dosen eines pMDI haben etwa dasselbe Klimapotential wie eine Autofahrt von 15 Kilometern, wobei jede Dosis einen geschätzten CO2-Fußabdruck von bis zu 500 g Kohlendioxid aufweist.1 Über die gesamte Lebensdauer des Geräts werden bis zu 36 kg CO2-Emissionen frei gesetzt2. Derzeit sucht die pharmazeutische Industrie nach umweltfreundlicheren Lösungen, um den notwendigen Druck in Dosieraerosolen zu erzeugen.
Die Einführung treibmittelfreier Inhalatormodelle in den neunziger Jahren war ein Fortschritt für eine klimafreundliche Gesundheitsversorgung. Trockenpulverinhalatoren (DPIs) geben pulverförmige Wirkstoffe ab, wobei zur Freisetzung kein Treibmittel erforderlich ist. Somit sind DPI in Bezug auf die Klimaschonung die erheblich bessere Alternative: Tatsächlich sind die Emissionen eines Trockenpulverinhalators über seine gesamte Lebensdauer im Vergleich zu Dosieraerosolen 10- bis 37-mal niedriger.
CO2-neutrale medizinische Versorgung ist die Zukunft
Neben der Entwicklung klimafreundlicherer Behandlungsmöglichkeiten ergreifen pharmazeutische Unternehmen jetzt noch weitere Maßnahmen, um eine vollständige CO2-Neutralität bei der Asthma- und COPD-Behandlung zu erreichen. Viele Unternehmen haben den CO2-Fußabdruck von Asthma- und COPD-Produkten bewertet und in medizinischen Fachzeitschriften veröffentlicht. Auf dieser Basis wird zusammen mit einem verifizierten Partner, der auf Programme zur CO2-Neutralität spezialisiert ist, ein Weg in Richtung Netto-Null-Emissionen geschaffen.
In der Praxis bedeutet das die Minimierung des CO2-Fußabdrucks des Asthma- oder COPD-Produkts – beispielsweise eines Inhalators – über die gesamte Lebensdauer von der Beschaffung der Rohstoffe bis zur Herstellung, Verteilung und Entsorgung am Ende der Lebensdauer. Folgende Methoden zur Emissionsreduzierung sind beispielsweise möglich: Nutzung erneuerbarer Energien in Produktionsanlagen und Verringerung von Ausschuss und Abfall durch Zusammenarbeit mit Lieferanten, die nachhaltige Materialien nutzen. Ein Schwerpunkt kann auch auf umweltfreundlichen Verpackungsmaterialien und Transportmethoden liegen.
Nachdem das Unternehmen die Emissionen wo immer möglich minimiert hat, können die verbleibenden Emissionen durch Projekte ausgeglichen werden, die an anderer Stelle Treibhausgasemissionen reduzieren. Das können beispielsweise Wiederaufforstungs- und Waldschutzprogramme sein, weil Wälder als natürliche Kohlenstoffsenker dienen, die mittels Photosynthese CO2 aus der Atmosphäre entfernen. Nachdem durch eine externe Stelle überprüft und bestätigt wurde, dass der verbleibende CO2-Fußabdruck des Produkts durch CO2-Reduktionsprogramme ausgeglichen wird, kann das Produkt als klimaneutral bezeichnet werden.
Eine klimaneutrale medizinische Versorgung erfordert konsequente Anstrengungen der pharmazeutischen Industrie sowie von Subunternehmern, Aufsichtsbehörden und Angehörigen der Gesundheitsberufe. Um uns allen eine grüne Zukunft zu ermöglichen, müssen die Beteiligten weiterhin eng zusammenarbeiten, sodass eine wirksame und sichere Gesundheitsversorgung bei gleichzeitiger CO2-Reduktion sichergestellt werden kann. Nur so erreichen wir für uns alle eine gesunde Umwelt und saubere Luft zum Atmen - auch für die kommenden Generationen.
2 https://time.com/5717676/asthma-inhalers-and-climate/
Literatur
https://bmjopen.bmj.com/content/bmjopen/9/10/e028763.full.pdf
https://ozone.unep.org/sites/default/files/2019-04/MCTOC-Assessment-Report-2018.pdf
https://www.cnet.com/home/energy-and-utilities/what-does-carbon-neutral-mean/
https://www.bbc.com/news/health-50215011
http://time.com/5717676/asthma-inhalers-and-climate/
ORION arbeitet intensiv an der Erforschung und Entwicklung von Behandlungsoptionen für Asthma und COPD. Darüber hinaus werden auch Design und Anwenderfreundlichkeit der Easyhaler-Inhalationsgeräte fortwährend weiterentwickelt. Zu jedem Zeitpunkt stehen Produktsicherheit und Qualität an erster Stelle.
Der verantwortungsvolle Umgang mit natürlichen Ressourcen ist für ORION von größter Bedeutung. Sämtliche soziale, wirtschaftlich und ökologische Aspekte der Nachhaltigkeit werden bei der Planung des Produktlebenszyklus berücksichtigt. So umspannt der Nachhaltigkeitsgedanke den gesamten Prozess – von der Forschung und Entwicklung über die Fertigung und Verwendung des Inhalators durch Patient:innen bis zur Entsorgung des Gerätes.
Den Nachhaltigkeitsbericht 2022 von Orion können Sie hier herunterladen.